Kunst

You ask me to not give up up up

Abbatiale de Bellelay, Bellelay

Pauline Boudry/Renate Lorenz

Für ihre Ausstellung You Ask Me To Not Give Up Up Up in der Abteikirche Bellelay hat das Künstlerinnenduo Pauline Boudry/Renate Lorenz eine weitläufige Installation aus Holz in Form einer Achterbahn konzipiert. Der Parkour spielt geschickt mit den durch die Architektur bedingten Hindernissen, schlängelt sich zwischen den Säulen hindurch, durch eine schmale Tür, und steigt dann an, um den zentralen Altar zu überwinden. Seine Kurven spiegeln subtil die Gewölbe und die Bögen der barocken Kirche. Die Künstlerinnen sehen in der Achterbahn ein Modell für die Auseinandersetzung mit Hoffnung und Scheitern angesichts der Unberechenbarkeit der gegenwärtigen reaktionären Politiken.

Ein auf einem Wagen platzierter Lautsprecher bewegt sich auf dem Parkour. Er erklimmt mit Mühe eine Steigung, hält kurz auf dem höchsten Punkt – als würde er zögern – bevor er in einen schwindelerregenden Fall gerät, der von der Gravitation beschleunigt wird. Der Lautsprecher dreht alleine seine Runden auf dem Parkour, wieder und wieder. Wiederholen und Insistieren, wichtiges Element politischen Engagements, ist ein wiederkehrendes Motiv in der Arbeit von Pauline Boudry/Renate Lorenz.

Während der Lautsprecher sich durch den Raum bewegt, spielt er einen Song, den Pauline Boudry/Renate Lorenz in Zusammenarbeit mit der Musiker*in Colin Self realisiert haben. Die Arbeit am Sound und den Lyrics wurde im letzten Jahr im Rahmen einer Residenz in La Becque, La Tour-de-Peilz initiiert und ist Teil des Arbeitsprozesses von Boudry/Lorenz, Kollaborationen mit anderen queeren Künstler*innen, Performer*innen und Choreograph*innen einzugehen. Das englische Wort “speaker” bedeutet sowohl Lautsprecher als auch “Sprecher” und spielt auf eine öffentliche Rede an. Die Stimme von Colin Self verleiht dem Lautsprecher eine Körperlichkeit, die sich auf der Achterbahn zu bewegen scheint.

Der Song mit seinen sowohl melancholischen als auch optimistischen Akzenten schafft im überbordenden Dekor der Abteikirche einen Raum der Trauer und des Gedenkens, aber auch des Vergnügens und des Festhaltens an Widerstand. Das außergewöhnliche Echo der Kirche vervielfacht diese Stimme zu einem grossen, von anderen Stimmen aufgeladenen Chor – dabei mischt sich das Echo des Raums und seiner oft gewaltvollen Geschichte in die Musik, so dass möglicherweise die Stimmen der Vergangenheit die Gegenwart heimsuchen. Verstärkt durch dieses beharrliche Echo, wird der Gesang transformiert, so wie der Wagen bei jeder neuen Runde auf der Achterbahn mehr und mehr Erfahrungen sammelt, um den Unvorhersehbarkeiten der Fahrt zu begegnen.

Die Ausstellung ist weit davon entfernt in der ohnmächtigen Melancholie zu versinken, die progressive Bewegungen nach Niederlagen oft zum Stillstand bringt, da sie auch dazu einlädt, sich der notwendigen Beharrlichkeit bewusst zu werden, der Zuversicht, die wir gewinnen, wenn wir die gleiche Geste oder Forderung unaufhörlich wiederholen. Sie feiert auch die Freude daran, sich zu treffen, zusammen zu sein, sich an den Spass an der Geschwindigkeit zu erinnern und an die verrückten Manöver auf schwindelerregenden Fahrten. Eine Freude, die uns Handlungsmächtigkeit verleiht, um dem Auf und Ab eines Parkours erneut zu begegnen.

Pauline Boudry und Renate Lorenz produzieren seit 2007 Videoinstallationen, Skulpturen und animierte Objekte, die die Spannung zwischen Sichtbarkeit und Opazität sowie zwischen stillem Protest und Sound orchestrieren. Mit ihrer Arbeit Moving Backwards vertraten Pauline Boudry und Renate Lorenz die Schweiz an der 58. Biennale von Venedig. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören El Cristal Es Mi Piel im Palacio Cristal / Museo Reina Sofia, Madrid (2022-2023), A Portrait im LEEUM-Museum in Seoul (2024) sowie All The Things She Said im Museum Muac in Mexiko-Stadt (2025).

Datum

Bis  31.8.2025   jeweils Mi   11:00 - 18:00 Uhr
jeweils Do   11:00 - 18:00 Uhr
jeweils Fr   11:00 - 18:00 Uhr
jeweils Sa   11:00 - 18:00 Uhr
jeweils So   11:00 - 18:00 Uhr

WICHTIGER HINWEIS: Die Ausstellung ist mittwochs bis sonntags zwischen 14 und 15 Uhr aktiviert. Ausserhalb dieser Zeiten ist sie in statischer Form zugänglich.

Adresse

Abbatiale de Bellelay
L'Abbaye 2
2713 Bellelay

Kontakt

Abbatiale de Bellelay
Le Domaine 2
2713 Bellelay
info@abbatialebellelay.ch

Kategorie

  • Kunst

Art der Ausstellung

  • Sonderausstellung

Webcode

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